15.10.2019 | Dr. Nicole Aeschbach (TdLab Geographie, Universität Heidelberg): „Die Klimakrise aus naturwissenschaftlicher Sicht“
Spätestens seit den Berichten des „Weltklimarats“ (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change), die seit 1990 regelmäßig die aktuellen Ergebnisse aus der Klimaforschung in die Weltöffentlichkeit hinaus tragen, kann die dringende Notwendigkeit, mit aller Konsequenz Maßnahmen gegen das Fortschreiten des anthropogenen Klimawandels zu ergreifen, nicht mehr übersehen werden. Die Folgen der Klimaveränderung sind lokal, regional und global messbar und in den verschiedenen Umweltsystemen zu beobachten. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Klimaentwicklung der letzten 150 Jahre und über die Klimafolgen heute und in Zukunft. Es wird erläutert, welche klaren Belege für den menschlichen Fußabdruck im Klimasystem sprechen und warum ohne eine zügige Dekarbonisierung die international vereinbarten Klimaziele nicht zu halten sind. In diese Überlegungen werden unter anderem Ergebnisse aus den IPCC-Sonderberichten über 1,5 °C globale Erwärmung (2018) und über Klimawandel und Landsysteme (2019) einbezogen. Ein Blick auf Fragen der Klimagerechtigkeit und auf die Rolle des Einzelnen im Klimaschutz runden den Beitrag ab.
22.10.2019 KEIN VORTRAG
29.10.2019 | Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner (Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik, Universität Wuppertal): „Das Energiesystem von morgen – Randbedingungen, Technologien, Daten und rechtlicher Ordnungsrahmen“
Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Transformationsprozess der Energiewirtschaft vom technologiegeprägten Monopol über effizienzfokussierte Wettbewerbsstrukturen hin zum regenerativen Zielsystem der Energiewende. Dabei untersucht er die Interdependenzen zwischen Technologie, Technik, Wirtschaft, Finanzen, Recht und Soziologie. Er plädiert für eine zelluläre Struktur des Energiesystems, das die Komponenten Strom, Wärme und Gas (Medienkopplung) umfasst. Dieses Energiesystem löst die technischen Anforderungen subsidiär, versucht die vorhandene Infrastruktur durch technische Modifikation für die neuen Aufgaben zu nutzen und die Volatilität der erneuerbaren Energiequellen durch Diversifikation zu kompensieren. Energiewende beschränkt sich für Prof. Birkner nicht auf den Energiesektor, sondern schließt die Finanzwirtschaft, die produzierende Industrie, die Mobilität, die Ordnungspolitik und vor allem die Bürger mit ein (Sektorenkopplung). Technisch beschäftig er sich vor allem mit Smart Grids, Power-to-Heat und Power-to-Gas sowie mit neuen Technologien der solaren Stromerzeugung. Die Energieeffizienz und die Vermeidung von Energieeinsatz sieht er in einer zentralen Rolle. (von www.peter-birkner.com)
05.11.2019 | Dr. Stephanie Moser (Interdisziplinäres Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt, Universität Bern): „Gute Absichten alleine reichen nicht: Individuelle und strukturelle Hemm- und Fördernisse CO2-leichten Konsums“
Warum konsumieren wir und warum ist unser aktuelles Konsumniveau ein Problem in Bezug auf den Klimawandel? Unterschiedliche Ansätze wie individuelle Verhaltensänderungen, Veränderungen der gesetzlichen und Anreizstrukturen oder Veränderungen via sozialer bzw. Grasswurzelbewegungen haben unterschiedliche Potenziale aber auch Grenzen. Es wird diskutiert, wie verschiedene Faktoren in Bezug auf gesellschaftliche Veränderungen Richtung CO2-leichten Konsums zusammenwirken, und welches vielversprechende Ansatzpunkte wären, um Veränderungen anzustossen.
12.11.2019 | Jonathan Barth (Zoe.Institut Bonn): „Der Mythos absoluter Entkopplung? Belege und Argumente gegen grünes Wachstum als alleinige Strategie in der Nachhaltigkeitspolitik“
Ist es möglich, ein stetiges Wirtschaftswachstum zu erzielen und dabei gleichzeitig die Umwelt zu schützen? Diese Frage ist immer wieder Gegenstand heftiger politischer Auseinandersetzungen zwischen VertreterInnen von grünem Wachstum und Postwachstum. Im letzten Jahrzehnt hat grünes Wachstum die Politikgestaltung deutlich dominiert, da die politischen Agenden der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und zahlreicher Länder auf der Annahme basieren, die Entkopplung von Umweltbelastungen und Wirtschaftswachstum könne künftig ein unbegrenztes Wirtschaftswachstum schaffen.
In Anbetracht der Ausmaße dieser Annahme wird Jonathan Barth anhand empirischer und theoretischer Argumente den Grundannahmen der Entkopplungs-Theorie auf den Zahn fühlen. Das Ergebnis ist überraschend eindeutig und zugleich ernüchternd: Es gibt wenig empirischen Beweise für eine Entkopplung des Wirtschaftswachstums von Umweltauswirkungen, die auch nur annähernd den ausreichen, um die internationalen, europäischen und nationalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Vielmehr gibt es zahlreiche Argumente, die gegen die Erwartung einer Entkopplung in der Zukunft sprechen.
19.11.2019 | Dr. Mariya Aleksandrova (DIE Bonn): „Managing climate risks through adaptation: from global response to local action“
What is adaptation to climate change and why do we need to adapt? How is adaptation represented in the global climate and development agenda? What is the role of adaptation in building climate resilience and promoting sustainable development?
Dr. Mariya Aleksandrova is a senior researcher at the German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE). She works on loss and damage associated with slow onset climate change events, advances in comprehensive risk management approaches as well as social protection and climate change.
26.11.2019 | Dr. Sebastian Gechert (IMK Düsseldorf): „Verteilungswirkungen einer CO2-Bepreisung“
Das kürzlich vereinbarte Klimapaket der Bundesregierung enthält unter anderem das Element, fossile Treib- und Heizstoffe wie Diesel, Benzin, Heizöl und Gas, die nicht durch das europäische Emissionshandelssystem abgedeckt sind, mit einem CO2-Preis zu belegen. Mit diesem Instrument sollen die externen Effekte des Heizens und Autofahrens internalisiert werden, um Haushalte und Unternehmen zu einem klimafreundlicheren Verhalten zu bewegen. Die Maßnahme dürfte jedoch Haushalte mit geringerem Einkommen prozentual stärker belasten, als solche mit hohen Einkommen. Um einen sozialen Ausgleich zu schaffen, werden verschiedene Kompensationsmaßnahmen diskutiert, die in anderen Ländern bereits Anwendung finden. Der Vortrag stellt die Ergebnisse einer Studie des IMK für das Bundesumweltministerium zu den Verteilungswirkungen eines CO2-Preises und entsprechender Kompensationsmaßnahmen vor, diskutiert verschiedene Szenarien sowie die dahinterstehenden Annahmen.
03.12.2019 | Prof. Dr. Gerd Morgenthaler (Lehrstuhl für öffentliches Recht, Universität Siegen): „Völker-, europa- und verfassungsrechtliche Vorgaben für den Klimaschutz: eine kritische Bestandsaufnahme“
Es wird diskutiert ob bzw. inwiefern das Völkerrecht, das Europarecht und das deutsche Verfassungsrecht nach bisherigem Stand Maßnahmen zum Schutz des Klimas gebieten (einschl. der wesentlichen Streitpunkte), sowie welche konkreten rechtlichen Mechanismen zur praktischen Umsetzung dieser Vorgaben bereits existieren. Abschließend erfolgt eine kritische Bestandsaufnahme, die zur Diskussion überleitet.
10.12.2019 | Dr. Nils aus dem Moore (RWI Berlin): „Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen – Der Ansatz einer vorsorgeorientierten Postwachstumsposition“
tba
17.12.2019 | Prof. Dr. Markus Wissen (Institute for International Political Economy, HWR Berlin): „Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus“
Der Klimawandel ist zurück auf der Tagesordnung. Allerdings zeichnet sich ab, dass die politischen Maßnahmen, mit denen er bekämpft werden soll – wie die CO2-Steuer oder die Elektromobilität -, bestenfalls zu kurz greifen. Schlimmstenfalls verstetigen sie jene Produktions- und Konsummuster, die die ökologische Krise erst hervorgebracht haben und die zusammengenommen die „imperiale Lebensweise“ ausmachen. In der Veranstaltung geht es um die Stabilität und Widersprüchlichkeit dieser Lebensweise: Wie wird die die sozial-ökologische Zerstörung im Alltag, in den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen und vermittelt über die staatlichen Institutionen normalisiert? Inwiefern gerät diese Normalisierung an ihre Grenzen? Und was müsste geschehen, um die imperiale Lebensweise nicht bloß ökologisch zu modernisieren, sondern sie zu überwinden?
07.01.2020 | Dr. Linus Mattauch (INET, University of Oxford): „(Wie) Sind Wirtschaftswachstum und Klimaschutz gleichzeitig möglich?“
Der Vortrag prüft Argumente dafür, dass weiteres Wirtschaftswachstum mit Klimaschutz nicht zu vereinbaren und angesichts negativer gesellschaftlicher Auswirkungen nicht erstrebenswert sei. Von einer gegenwärtig inadäquaten Regulierung kann jedoch nicht auf die Unmöglichkeit einer adäquaten in der Zukunft geschlossen werden. Selbst wenn gegenwärtiges Wachstum nicht förderlich für manche gesellschaftlichen Ziele ist, folgt nicht, dass man diese durch weniger Wachstum besser erreicht.
14.01.2020 | Abschließende Podiumsdiskussion mit Niko Paech (Forschungsstelle Plurale Ökonomik, Universität Siegen), Kathrin Goldammer (Reiner Lemoine Institut Berlin) und Alexandra Gauß (Bürgermeisterin von Windeck; Die Grünen)